Je tiefer die Dunkelheit, desto wacher im Cockpit
dieses Audi A6 auf der A7 nordwärts, die Nacht knistert
wie Kandis, dem man Tee zufügt oder Geschenkpapier,
in das Sterne verwickelt sind, überhaupt: eine Nacht,
durch die man gleitet wie durch einen Ärmel schwarzer Seide …
Auszug aus dem Gedicht: Distanzen. Stimulanzen
Natürlich ist die Realität der Stoff, aus dem die Gedichte von Hellmuth Opitz sind. Aber wie er das macht, wie er jedes Wirklichkeitsmolekül mit poetischem Wunder und unvergesslichen Bildern auflädt – ganz gleich, ob es um die großen Themen Liebe, Leben, Tod oder um banale Haushaltsgegenstände geht –, das macht ihm so leicht niemand nach.
»… ein kluger Vertreter des poetischen Realismus.«
Michael Braun, Deutschlandradio
»Seit 1982 schreibt Hellmuth Opitz Gedichte. Sie haben dieses gewisse Etwas, Metaphern wie ein eng anliegendes oder luftig schwingendes Kleid. Der fluoreszierende Faden wechselt die Form, spinnt ein Erzähl- und Rhythmusgewebe und überrascht, stets neu und erfindungsreich gewebt und dann diese farbige Leichtigkeit, die im Gedächtnis einen Nistplatz sucht.
Der Januar, Kälte, Schnee und dunkle Tage: für Opitz genug Stoff für ›feinste Schneebemerkungen zum Tee‹, ›eine Handvoll Krähen, hingeworfene Noten auf Linien‹ oder lange Winter, die ›den Kredit des Aprils wie ein großes Spannbettlaken‹ überziehen.
Sinnlich sind die Gedichte mit der offenen Frische eines Augenblicks wie in den Liebesversen ›Fingerkuppenflug im Weltraum zwischen deinen Schulterblättern‹.«
Maria Frickenstein, Neue Westfälische
»Wer liest heute noch Gedichtbände? Versuchen Sie mal diesen von Hellmuth Opitz: ›Die Dunkelheit knistert wie Kandis‹. Der Bielefelder Lyriker macht sich einen Reim auf Toaster, Mikrowelle und Aschenbecher. In einem heiteren Liebespoem entzündet er sich ›nördlich der Bikinizone‹ am ›Sonnengeflecht‹. Er verbindet Formbewusstsein mit Witz, und über den Winter dichtet er: ›Die Autos hatten/ längst auf Kiemenatmung umgestellt/ dicht am gewundenen Flusslauf der Straße,/ die Kühlergrills voller Eiszapfen/ lauerten sie: Welse in stillen Buchten‹.«
Ralf Stiftel, Westfälischer Anzeiger
»Hellmuth Opitz erzählt von Alltagssituationen in kunstvoll geformter und gefügter Alltagssprache. Was dabei entsteht, ist etwas Erhebendes, Elegisches, das das Herz weitet - und, ja, die Dunkelheit knistern lässt wie Kandis.«
Ulrike Sárkány, NDR Kultur
Gedichte
Hellmuth Opitz schreibt Gedichte
in einer Kategorie, für
die der richtige Name erst
noch gefunden werden muss.
Sie könnte zärtlicher Realismus
oder so heißen, eine
Gegenwartsmusterung aus
dem Ironiewinkel, und sie
trifft die „Erdbeerstandmädchen“
so erotisch wie die
„Hohen Tiere“ auf entblößende
Weise: „Ein leichtes Rascheln
der Manschetten /
dann treten sie auf die Lichtung
/ Alphatiere beim Gettogether“.
Opitz’ Gedichte haben
einen Sound, der vom Asphalt
herkommt, und wenn
sie in allerschönsten, samtig
aufgerauten Alltagsbildern
die Welt beschreiben, hat
man sie wieder ein bisschen
lieber, aller Melancholie und
Garstigkeit zum Trotz.
JD, WAZ